Kultur – in Anerkennung des Todes leben

20 Jahre Verein FährFrauen

Über den Beruf und die Haltung der FährFrauen

Für Menschen, die über die Höhen und Tiefen des Lebens,
über Abschied, Tod und Trauer nachdenken wollen

Gefühlswelten, Alltagsgeschehen, Denkanstösse, Kulturkontakte

Öffentliche Rituale zu den Mondfesten im Jahreskreis

Eine FährFrau begleitet bei Abschied, Tod und Trauer
Buch von Sabine Brönnimann

Jubiläumsjahr 2024

20 Jahre Verein FährFrauen

Von den Anfängen

Im Herbst 2003 trafen sich ein paar wild entschlossene Frauen zu einer ersten Zukunftswerkstatt in der Heimstätte Rüedlingen. In einem Raum, der in seinem gebogenen Täfer wirkte wie die Arche Noah von innen, gaben wir uns dem Höhenflug unserer Visionen hin. Der Austausch gab uns enorm viel Mut und Auftrieb, denn Ideen, wie wir die Welt und den Umgang unserer Gesellschaft mit Abschied, Tod und Trauer im Idealfall gerne verändern würden, waren in bunter Vielfalt vorhanden. Wir hatten auch ernsthaften Druck – Leidensdruck – denn wir erkannten sehr wohl, dass es Freundinnen gab, deren Tod sich abzeichnet und wir hatten damals noch keine Ahnung, wie wir ihren Abschied auf stimmige Weise und nach ihren individuellen Wünschen gestalten könnten. Wir ahnten nur, dass viel Arbeit vor uns lag!

In einem waren wir uns einig – wir wollten nicht nur stimmige Abschiede gestalten und neue Bestattungsrituale ermöglichen für uns selbst und für unsereins, unbescheiden, wie wir waren, wollten wir gleich die ganze Abschieds- und Bestattungskultur verändern – und wieder in die Hände der Frauen zurücklegen, wo sie kulturgeschichtlich auch hingehört. Es braucht wohl nicht explizit erwähnt zu werden, dass die Sintflut und die Stürme der verschiedenen Realitäten unsere Visionen auf der rettenden Arche bald ins Schlingern brachte. Aber der Wille war stark und so haben wir am 31. Oktober 2004 den Verein FährFrauen gegründet – mit einem Ritual auf der Fähre in Ellikon am Rhein. Seither steht unsere Fähre im Dienst. Rundherum hat sich viel getan und gewandelt, nicht nur in den Vereins-Strukturen, sondern auch auf der Seite der engagierten Frauen. Einige sind von Bord gegangen oder gestorben, andere sind zugestiegen. Das Wasser unter dem Kiel war mal wild und mal ganz still, aber die Fähre selber hat nie aufgehört, dem Ruf der Menschen zur Überfahrt zu folgen. So wenig wir im Kleinen auszurichten vermögen – unsere Welt braucht nicht nur die Dienstleistungen der FährFrauen vom Netzwerk, sondern auch das kulturelle Engagement unseres Vereins.

Besonderes zum Jubiläumsjahr

Am 31. Oktober 2024 feiern wir 20 Jahre Verein FährFrauen – dieses Datum ist gesetzt, nicht durch uns selbst, sondern durch unsere Geschichte. Wir freuen uns, wenn viele Interessierte sich diesen Termin vormerken. Im Jubiläumsjahr werden sich die kulturellen Veranstaltungen häufen: Neben dem seit 2011 monatlich stattfindenden offenen Gesprächs-Treff in Winterthur und den vier öffentlichen Ritualen zu den Mondfesten beim SeelenSingen im Jahreskreis laden wir anlässlich des Jubiläums ein zu sieben Lesungen aus dem neuen Manuskript der FährFrau Sabine Brönnimann. Diese Texte werden zum Jubiläum im Herbst 2024 bei der neu gegründeten Edition FährFrauen unter dem Titel «Stirb und werde!» Impressionen einer Bestatterin über die Erneuerungskraft des Todes als Buch erscheinen.

Wann Die Lesungen aus Texten der FährFrau Sabine Brönnimann finden jeweils an einem Sonntag von 11 bis ca. 12.30 Uhr als Matinée statt.

18. Februar 2024 - Todesmutiger Sprung ins volle Leben
17. März 2024 - Verwerfungen im Erbe der Väter
21. April 2024 - Erdenwege und Lebensrhythmen
26. Mai 2024 - Auf den Spuren alter Mutterkulturen
23. Juni 2024 - Ahnenwelt und Todesgeheimnis
25. August 2024 - Die vergessene Kunst des Sterbens
22. September 2024 - Taumeln, fallen und sich verschenken
Wo Im Gewölbekeller unter dem Friedhof Forum an der Ämtlerstrasse 149, in 8003 Zürich
Preis Die Jubiläumsanlässe der FährFrauen erfolgen ohne Anmeldung und bei freiem Eintritt

"Der Tod gehört mitten ins Leben!" - Interview

Sabine Brönnimann erzählt über den Beruf und die Haltung der FährFrauen. Dieses Interview ist Teil einer Hörstation im Museum für Archäologie in Frauenfeld.

FährFrauen-Treff in Winterthur

Für Menschen, die über die Höhen und Tiefen des Lebens und über Abschied, Tod und Trauer nachdenken und reden wollen

Wann Jeweils an einem Freitag in der ersten Monatshälfte von 11 bis 12.30 Uhr. Nach dem Gespräch kann, wer will, gemeinsam ein einfaches Mittagsmenü geniessen.

Daten 2024: 12. Januar / 2. Februar / 1. März / 5. April / 3. Mai / 14. Juni / 5. Juli / Sommerpause / 13. September / 4. Oktober / im November 2024 findet ausnahmsweise kein Treff statt / 6. Dezember 2024
Wo Alte Kaserne Winterthur, Technikumstrasse 8, 8403 Winterthur, Raum "Projekt Ost", 3. Stock (Lift vorhanden)
Preis Die Kosten für den Gesprächs-Treff trägt der Verein FährFrauen. Speis und Trank bezahlen die Teilnehmenden selbst.
Worum geht es bei diesem Treffen?

Wie fühlen sich Trennung und Verlust an? Wie erlebst du Abschied? Kennst du die Abgründe und die Leere der Trauer? Träumst du auch manchmal davon, dass sich Krankheit, Alter und Tod umschiffen liessen? Oder kannst du gelassen hinnehmen, dass sich im Leben Begrenzungen und Schatten abzeichnen anstelle von grenzenlosem Sonnenschein und "ewiger Jugend"?

Schmerz, Angst und Trauer tauchen auf jedem Lebensweg auf, manchmal leise, manchmal in tiefer Bodenlosigkeit. Obwohl alle diese Gefühle kennen, ist es oft schwer, ein Gegenüber zu finden für ein Gespräch über diese Er­fahrungen – insbesondere dann, wenn man mehr Sorgen hat als Vertrauen.

Wer sind die FährFrauen – wer ist zum Treffen eingeladen?

Der Verein FährFrauen engagiert sich für mehr Gelassenheit im Umgang mit Abschied, Tod und Trauer. FährFrauen verstehen sich als "Hebammen im Todesfall". Eingeladen sind alle interessierten und/oder betroffenen Menschen – Frauen wie Männer – egal, ob aus Neugier, zum Kennenlernen, nach einer Verlusterfahrung oder angesichts eines sich ankündigenden Abschieds.

Wäre der FährFrauen-Treff ein guter Ort für mich?

Bist du nicht ganz sicher, ob du in dieser Runde etwas beizutragen hättest? Musst du auch nicht! Wenn es dir nicht ums Reden ist, dann darfst du dich gerne still zu uns an den Tisch setzen. Erzählen ist freiwillig, Zuhören ist Pflicht. Wir machen uns auf Spurensuche – ohne Anspruch auf allgemeine Lösungen, Gewissheiten oder gar Trost. Niemand weiss abschliessend Be­scheid über die Vorgänge bei Trennung, Verlust und Abschied, aber wir ahnen, dass diesen Gefühlen mit dem Verstand nicht beizukommen ist. Darum üben wir gemeinsam jene Haltung, die auch sonst im Leben förderlich sein kann:

  • Offenheit und Neugier gegenüber dem Unbekannten
  • Selbstvertrauen und Mut zum Vertrauen in andere!
  • Lebensfreude und Gelassenheit wider alle Vernunft!

<FährFrauenPost>

Gefühlswelten, Alltagsgeschehen, Denkanstösse, Kulturkontakte

Vierteljährlich erscheint eine neue Ausgabe der <FährFrauenPost>. Sie gewährt Einblick in die Gefühlswelten von Menschen in Abschied und Trauer, erzählt aus dem Alltagsgeschehen und den aktuellen Erfahrungen der FährFrauen, gibt Denkanstösse rund um die Themen Leben und Tod und vermittelt Kulturkontakte.

Die <FährFrauenPost> wird per Mail verschickt und finanziert sich über Spenden. Wer seine Mailadresse in den Verteiler setzen lassen oder vom Verteiler wieder gestrichen werden will, schickt ein entsprechendes Mail an evelyn.hartmann@faehrfrauen.ch.

SeelenSingen im Jahreskreis

Öffentliche Rituale zu den Mondfesten im Jahreskreis

Seit der Gründung des Vereins FährFrauen im Jahr 2003 laden wir zum jährlich wiederkehrenden Totengedenken vom 1. November ein. Bald schon gesellte sich das Frühlingserwachen mit einem Spaziergang in die Verenaschlucht dazu. Unterdessen feiern wir alle vier Mondfeste – immer am gleichen Ort und immer mit den gleichen Inhalten und doch Jahr für Jahr in Nuancen neu und anders. Die grossen Sonnenfeste – die Sonnwenden und Sonnengleichstände – teilen den Jahreskreis in vier Jahreszeiten ein. Die alten Mondfeste liegen zeitlich dazwischen und drücken stille und verinnerlichte Zeitqualitäten voller Magie, Ahnungen und Ungewissheiten aus. Wir FährFrauen besingen und feiern die Mondfeste so oder so für uns selbst und wir freuen uns über alle Stimmen, die ins zyklische Jahresrad mit einstimmen mögen.

Totengedenken an Rhein und Aare Allerheiligen, das alte Ahnenfest

Spirituellen Traditionen folgend feiern wir im Einnachten ein schlichtes Ritual am langsam vorbeiziehenden Fluss. Singend verbinden wir uns mit den Menschen, die uns in die Anderswelt vorausgegangen sind. Wir nennen unsere Toten beim Namen und legen unsere Gefühle, Wünsche und Grüsse als schwimmende Lichter auf den Lebensfluss. Unergründlich tiefe Wasser tragen sie wiegend fort – hinüber ins stille Land der Seele.

Jahr für Jahr am 1. November

In Eglisau am Rhein, Treffen um 18.30 Uhr auf der Wiese bei der Badi. An der Kirche vorbei ein paar Schritte flussaufwärts gehen Sie bis zur Lichterspirale in der Badewiese.

In Wildegg am Zusammenfluss von Aabach und Aare, Treffen um 18.20 Uhr an der Unterführung beim Bahnhof Wildegg (Aareseite) zum gemeinsamen Weg zum Fluss.

Mitbringen: Wer mag, bringt windgeschützte Schwimmlichter mit aus organischem Material, ausgehöhlte Räben oder Zierkürbis eignen sich erfahrungsgemäss sehr gut.

Winterspaziergang in Lenzburg Lichtfest, Zeit für Visionen

Noch ist frostiger Winter – und doch werden die Tage schon länger. Noch regt sich kein Blatt – und doch schwellen die Knospen schon an. Noch bleibt alles geheimnisvoll – und doch liegt Verheissung über dem Horizont. Uns aufschwingend betrachten wir die Landschaft aus der Vogelperspektive und gleichzeitig lassen wir uns hinabsinken in die kühlen Gewölbe archäologischer Grabfunde und vernehmen den ermutigenden Herzschlag der Stille. Denn, schaut her – in dieser Landschaft ist die Erdmutter seit Urzeiten schwanger.

Sonntag, 4. Februar 2024

Am Gofersberg neben dem Schloss Lenzburg, Treffen um 14 Uhr an der Schwelle zum Himmelsleiterli.

Hinweise zum Weg: Ab Bahnhof Lenzburg mit Bus Nr. 393 bis an den Kronenplatz. Zu Fuss weiter via Steinbrüchliweg und Ellsworthweg bis zum Parkplatz von Schloss Lenzburg. Autofahrende folgen den entsprechenden Wegweisern. Ab dort durch den Hohlweg hinauf Richtung Schloss und am Scheitel links bis zur Schwelle des Himmelsleiterli gehen.

Dauer ca. 90 Minuten. Wer will, kann danach die archäologischen Funde im Museum Burghalde besuchen oder den Nachmittag bei einer heissen Schoggi ausklingen lassen.

Frühlingsspaziergang in Solothurn Walpurgis, das Fest der Sinnlichkeit

Mit den Findlingen atmen – sie ruhen in der Stelle des Urgesteins. Mit rauschenden Wasser fliessen – sie ermutigen zu Wandel und Lebendigkeit. Dem Jubel der Vögel lauschen – sie zaubern Sinnlichkeit in die Luft. Die eigene Stimme erheben – sie lockt Leichtigkeit und Lachen ins Herz. Gemeinsam wandern wir über Stock und Stein durch die Wälder der symbolträchtigen Landschaft der Verenaschlucht. Unterwegs schürfen wir in den Runsen uralter Frauenkulturen und lassen uns berühren von der zyklischen Erneuerungskraft, an welche die mythologische Figur der Verena in ihrem archaisch-lustvollen Wirken erinnert.

Sonntag, 28. April 2024

ACHTUNG: Neue Wege - neue Zeit: Wir werden über Stock und Stein neue alte Wege gehen, etwas länger unterwegs sein und uns bereits um 10 Uhr treffen. Der Treffpunkt bleibt sich gleich. Detailinformationen folgen in der nächsten <FährFrauenPost>.

Eingangs Verenaschlucht in Solothurn, Treffen um 10 Uhr am Waldrand hinter dem Parkplatz der Kirche St. Niklaus. Ab Bahnhof Solothurn mit dem Bus Nr. 4 Richtung Rüttenen bis Bushaltestelle St. Niklaus.

Dauer ca. 3 Stunden. Wer will, geht im Anschluss etwas Feines essen und trinken.

Sommerspaziergang bei Brugg Sichlete und Erntedank

Im riesigen Landschaftstrichter des Wasserschlosses vereinen sich die drei grossen Flüsse Aare, Reuss und Limmat. Auf ähnliche Weise bindet und bündelt die Schnitterin zur Erntezeit ihre Garben auf dem Feld. In der Fülle des Sommers schneidet sie Vorräte für kargere Zeiten. Durch dieses landschaftlich bedeutsame Tor fliessen nicht nur grosse Lebensadern, hier lagern unter mehrschichtigem Schwemmgut auch eine Fülle alter Sagen und Geschichten. Die spirituelle Ernte an diesem sich stets wandelnden und schlängelnden Ort verspricht reich und nährend zu werden!

Sonntag, 4. August 2024

Im Wasserschloss in Lauffohr/Vogelsang, Treffen um 14.30 Uhr auf dem Parkplatz an der Aarebrücke nach Vogelsang auf der Seite von Lauffohr.

Hinweise zum Weg: Ab Bahnhof Brugg mit dem Bus Nr. 360 Richtung Bad Zurzach, Abfahrt 14.05 Uhr bis Lauffohr, Station Platte, dort werden Sie abgeholt.

Dauer ca. 90 Minuten. Bei gutem Wetter backen wir im Anschluss Schlangenbrot über der Glut, und zwar an einer Stelle, die sich gut eignet für ein erfrischendes Bad im Fluss.

Wenn die Zeit sich neigt

Eine FährFrau begleitet bei Abschied, Tod und Trauer

Buch von Sabine Brönnimann
Kösel-Verlag München, Juli 2012
ISBN 978-3-466-37038-2

Ob sich nun die eigene Zeit neigt oder das Leben eines geliebten Menschen … Abschied und Tod machen vielen von uns Angst. FährFrauen laden zu einer aufmerksam begleiteten Überfahrt ein. An den Ufern des Lebens kümmern sie sich um das Wohl der Toten und steuern die Fähre sicher durch die Strudel des emotionalen Abschieds. Sie kennen die nährende Kraft von Bestattungsritualen und sie vertrauen darauf, dass die Dableibenden trotz radikal verändertem Alltag ihren Weg durch die Trauer finden werden. FährFrauen wissen aus Erfahrung, dass Abschied gelingen kann.

Dieses Buch erzählt Geschichten von beklemmender Angst und berührender Trauer, aber auch Geschichten vom Vertrauen. Die Autorin lässt sich ein, beobachtet genau und trägt Momente der Stille mit. Sie denkt über die Hürden und Verstrickungen des Lebens nach und schaut in die Abgründe bodenloser Leere. Als FährFrau fasst sie das Unbeschreibliche in klare Worte und ermutigt zum Wagnis innerer Gelassenheit wider alle Vernunft.

Druckversion vergriffen. Als E-Book erhältlich.